Wenn man plötzlich mit dem Partner alleine ist

Die eine Person ist auf den anderen angewiesen, während die andere alles alleine stemmen muss. Wie lässt es sich damit leben?
Wenn man plötzlich mit dem Partner alleine ist
Ein kranker Partner ist eine Lebensaufgabe (Bild Jack Finnigan on Unsplash)

Meist geschieht es unerwartet, dass der Partner zum Pflegefall wird. Ein Unfall, ein Herzinfarkt oder chronische Symptome, die plötzlich zum Ausfall der Motorik oder des Bewusstseins führen - niemand ist darauf vorbereitet. Die meisten Krankheiten lassen sich mit Medikamenten behandeln, doch das Leben mit einem Pflegefall ist etwas anderes. Hier sind Sie mit Ängsten und vor allem mit Hilflosigkeit konfrontiert. Vielleicht wurde die Diagnose gestellt, dass sich der Zustand Ihres Partners nicht mehr ändern wird. Das bedeutet, dass Ihr Leben, so wie Sie es bis heute kannten, vorbei ist.

Das hört sich im ersten Moment hart an, ist aber die Realität. Sitzt ein kranker Partner plötzlich im Rollstuhl, sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Natürlich ist das Leben nicht beendet, aber Sie müssen einen völlig neuen Anfang machen. Was früher ging, ist vielleicht nicht mehr möglich. Ist der Partner ans Bett gefesselt, braucht es eine völlig neue Lebensstrategie.

Pflegefall? So schaffen Sie sich Auszeiten

Dreht sich plötzlich alles um einen pflegebedürftigen Partner, dürfen Sie sich selbst nicht vergessen. Da die Bedürfnisse der kranken Person im Vordergrund stehen, wird schnell vergessen, dass jeder Mensch auftanken und entspannen muss. Pflegebedürftige können wie kleine Kinder nicht einfach alleine gelassen werden. Das gilt vor allem, wenn sich die betroffene Person nicht mehr selbstständig bewegen kann.

Um innerlich zur Ruhe zu kommen und für eine bestimmte Zeit abzuschalten, sollten Sie folgende Dinge berücksichtigen:

  • Bitten Sie um Unterstützung
  • Sie werden an Ihre Grenzen stossen und dadurch Schuldgefühle entwickeln - lassen Sie diese los
  • Suchen Sie sich vertraute Menschen und erzählen Sie diesen von Ihren Gefühlen
  • Buchen Sie professionelle Pflegehilfe zur Unterstützung
  • Besuchen Sie Gruppen, die das Thema der Pflege Angehöriger aufgreifen
  • Lassen Sie Ihre Freunde weiterhin an Ihrem Leben teilhaben

Wie geht es bei einem Pflegefall mit dem Beruf weiter?

Auch die berufliche Situation muss überdacht werden. Ist ein kranker Partner nur vorübergehend ein Pflegefall, kann sich die Familie die Betreuung teilen. Qualifiziertes Pflegepersonal ist dabei eine enorme Patientenunterstützung, gleichzeitig profitieren Partner und Angehörige von dieser externen Hilfe. Sprechen Sie auch mit Ihrem Arbeitgeber und bringen Sie in Erfahrung, ob sich Ihre Arbeitszeiten verändern lassen oder ob zeitweilige Freistellungen möglich sind. Wird Ihnen Home-Office angeboten, können Sie Ihre Arbeit in unmittelbarer Nähe zur pflegebedürftigen Person erledigen und Job und Betreuung einfacher unter einen Hut bringen.

Ein kranker Partner ist eine Lebensaufgabe

Überlegen Sie im Krankheitsfall Ihres Partners, was Sie in dieser Situation leisten können. Sind Sie auf Ihren Arbeitslohn angewiesen? Haben Sie lange Anfahrtswege, die Sie nicht mehr realisieren können? Fällt Ihr Einkommen weg, weil Sie aufgrund der notwendigen Pflege nicht mehr arbeiten können, braucht es nicht nur die Patientenhilfe. Auch Sie stehen vor einem Neuanfang und brauchen Unterstützung, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. Möglicherweise steigen Sie auf einen Internetjob um und brauchen eine diesbezügliche Ausbildung?

Natürlich verläuft in diesem Moment nichts so, wie Sie sich Ihr Leben ausgemalt hatten. Je eher Sie bereit sind, sich auf die neue Situation einzulassen, desto schneller lassen sich positive Aspekte finden. Diese sind anfangs sicher klein und die Angst vor der Zukunft wird überwiegen. Aber Sie können über sich hinauswachsen und einem anderen Menschen helfen, der Ihnen vertraut und von Ihrem Dasein abhängig ist. Manchmal passieren durch solch schrecklich anmutende Situationen ganz wunderbare und neue Dinge.

Wo gibt es Hilfe bei einem Pflegefall?

Alle Länder organisieren die Versorgung pflegebedürftiger Menschen anders. In Deutschland zahlt beispielsweise die Pflegekasse entsprechend unterschiedlicher Pflegegrade und übernimmt anteilig oder komplett die Ausgaben für eine Haushaltshilfe oder den ambulanten Pflegedienst. Informationen erteilen die Krankenkassen. Muss der Partner nur über einen absehbaren Zeitraum gepflegt werden, können Arbeitgeber mit Freistellungen, Urlaub oder einem Arbeitsplatzwechsel helfen.

Wovon sind pflegende Angehörige direkt betroffen?

  • Einkommensverlust
  • Freizeitmangel
  • Aufgabe des eigenen Lebens
  • Doppelte Belastung durch eigenen Haushalt und die Pflegeperson
  • Begrenzung der eigenen Lebensqualität
  • Finanzieller Ausfall des Partners
  • Alle Aufgaben des täglichen Lebens müssen von einem Tag auf den anderen alleine getragen werden

Wie bleiben Sie in dieser Situation stark?

Sie müssen akzeptieren, dass alle bisherigen Pläne für Ihr restliches Leben nicht mehr gelten können. Das erzeugt Wut und Trauer. Diese Gefühle müssen Sie anerkennen und nicht verdrängen, sonst werden Sie Ihrem pflegebedürftigen Partner eines Tages Vorwürfe machen. Überlegen Sie anschliessend, was Sie in dieser Situation leisten können und was nicht. Seien Sie ehrlich zu sich selbst und zu Ihrem Partner. Nur dann können Sie neue Pläne schmieden, die für Ihre jetzige Situation realistisch sind.


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