Selbstliebe: Emotionale Unabhängigkeit vom Partner

In unserer Kindheit war die Selbstliebe verpönt. Doch mittlerweile gilt sie als wichtige Grundlage für die mentale Gesundheit und gute Beziehungen.
Selbstliebe: Emotionale Unabhängigkeit vom Partner
Das richtige Mass an Selbstliebe erkennen (Bild iStock)

Die Bedeutung der Selbstliebe

Die meisten Angehörigen der Generation 50plus wurden noch mit einer negativen Interpretation der Liebe zu sich selbst erzogen. Insbesondere Mädchen sagten die Eltern immer wieder, dass sie arrogant und egoistisch wäre. Ein guter Mensch stellte sich selbst zurück und dachte zuerst an die anderen. Das machte ihn wert, geliebt zu werden.

Doch wer sich selbst nicht liebt kann sich nur wohlfühlen, wenn er oder sie stets die Bestätigung erhält, dass er oder sie von anderen Menschen geliebt und akzeptiert wird. Das führt zu ständigem Klammern und Heischen nach Komplimenten in der Beziehung. Den meisten Partnern wird das nach der ersten euphorischen Phase der Verliebtheit lästig. Sie ziehen sich zurück und suchen Freiräume oder beenden die Beziehung.

Für den Menschen, der sich selbst nicht lieben kann, führt das zur Verzweiflung. Er oder sie wird depressiv oder versucht durch äusserliche Veränderungen das vermeintlich verlorene Interesse des Partners zurückzugewinnen. Das führt allzu leicht zu unnötigen Schönheitsoperationen, Magersucht, Alkoholismus oder gar Suizid.

Ein Mensch mit dem richtigen Mass an Selbstliebe ist emotional unabhängig von seinem Partner. Er oder sie klammert nicht, bettelt nicht um Komplimente und gibt dem anderen den Raum, den er benötigt. Beide Partner erleben in der Beziehung Kameradschaft und Liebe, können aber auch ihr Scheitern verkraften. Sie sind in der Lage eine Trennung zu überwinden und auch als Singles ein glückliches Leben zu führen, bis sich die Möglichkeit einer neuen Beziehung bietet.

Das richtige Mass an Selbstliebe erkennen

Selbstverständlich muss man klar zwischen gesunder Selbstliebe und Narzissmus unterscheiden. Sich selbst lieben heisst nicht, sich verklärt als perfekt und fehlerlos wahrzunehmen und über die Bedürfnisse anderer Menschen hinwegzugehen. Es bedeutet vielmehr, sich selbst mit allen Fehlern und Schwächen anzunehmen und zu lieben, wie man ist. Sie bedeutet nicht zu kritisch mit sich selbst zu sein und, statt ständig Selbstkritik zu üben, auch die eigenen Stärken zu würdigen. Sie bedeutet, sich selbst zu erlauben, nicht perfekt zu sein, sondern dazu zu stehen, dass man mit allen seinen Fehlern ein liebenswerter Mensch ist.

Daraus ergibt sich ganz von selbst die Gewissheit, dass man ohne selbstschädigende Massnahmen oder Verstellung der eigenen Persönlichkeit auch von anderen Personen geschätzt und geliebt werden kann. Es ist kein Beweis von aussen mehr notwendig und man kann auch ohne Partner mit dem eigenen Leben und den erreichten Dingen zufrieden sein.

Ein Mensch, der über das richtige Mass an Selbstliebe verfügt, kann Rückschläge und Enttäuschungen verkraften und positiv mit ihnen umgehen. Er oder sie erkennt den Fehlschlag an, ohne zu verzweifeln, und macht einen neuen Versuch. Gleichzeitig akzeptiert und respektiert er oder sie auch andere Menschen mit ihren Fehlern und Schwächen und meckert nicht ständig an ihnen herum, gibt ihnen die Schuld für seine Fehlschläge oder lässt seinen Ärger an ihnen aus. Wer sich selbst richtig liebt, ist ohnehin selten wütend oder frustriert.

Wege zur Selbstliebe

Natürlich kann man sich selbst nicht auf Befehl oder durch einen simplen Beschluss mehr lieben. Selbstkritische Denkweisen, die man in der Kindheit erlernt hat, sind tief verankert. Mit den folgenden Tipps und Übungen können Sie sie jedoch langsam abbauen und zu mehr Akzeptanz Ihrer selbst finden.

  • Erinnern Sie sich selbst täglich daran, dass es in Ordnung ist, sich selbst zu lieben. Nehmen Sie es in Ihr Morgen- oder Abendritual auf und sagen Sie es sich einige Male vor: Ich liebe mich selbst und das ist gut und gesund.
  • Beobachten Sie sich selbst und Ihre Gedanken und stoppen Sie sich, wenn Sie merken, dass Sie an sich herumkritisieren oder sich schlechtdenken oder -reden. Erinnern Sie sich daran, dass alle Menschen Fehler machen und Sie sich das gerade geschehene Missgeschick verzeihen sollten.
  • Erlauben Sie sich, auf erbrachte Leistungen stolz zu sein. Sie haben viel Zeit oder Anstrengung investiert und ein Ziel erreicht. Loben Sie sich dafür: Sie haben es gut gemacht.
  • Setzen Sie sich realistische Ziele. Es ist absurd von sich zu erwarten, dass man etwas besser oder schneller machen kann als alle anderen. Berücksichtigen Sie Ihre persönlichen Stärken und Schwächen und schätzen Sie ein, was möglich ist, ohne dass Sie sich vollkommen verausgaben. Oft ist schon eine durchschnittliche Leistung oder ein verwendbares Ergebnis ein guter Erfolg.
  • Gönnen Sie sich Pausen, wenn Sie müde sind, sich nicht gut fühlen oder die Arbeit einmal nicht so leicht von der Hand geht wie sonst. Trösten Sie sich mit einer kleinen Belohnung, wenn etwas schiefgegangen ist oder Sie traurig sind.

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