Leben mit Alzheimer: Tipps für Angehörige

Der Ausbruch von Alzheimer kann eigentlich jede Familie 'erwischen'. Ein Familienmitglied oder naher Verwandter wird dement. Wie damit umgehen?
Leben mit Alzheimer: Tipps für Angehörige
Umgangsformen unter Alzheimer Bedingungen (Bild iStock)

Alzheimer ist auch für Angehörige eine Härteprobe

Die Symptome beginnen wohl meist in einem betagten Lebensabschnitt, mit noch recht harmlosen Momenten von Erinnerungsschwächen und Konzentrationsmängeln. Später könnte es zu Orientierungslosigkeit, zu einer wachsenden Unfähigkeit, mit Alltagssituationen selbstständig umzugehen, kommen. Selbst Angehörige werden nicht wiedererkannt und das Memorierte sogleich wieder vergessen. Irgendwann kann solch ein Mensch nicht mehr alleine leben und muss ständig betreut und beaufsichtigt werden. Mit dem Kranken wird die Familie leiden, denn der Umgang mit dem Betroffenen wird schwieriger, er lebt in einer anderen Welt und 'versteht' die Handlungsweise der anderen Menschen nicht mehr. Wie kann man sich das Zusammenleben leichter machen? Die Kontaktpersonen eines Erkrankten haben es selbst in der Hand, wie sie mit der Person umgehen. Belehrungen oder gar Zwang sind dabei kontraproduktiv, so sehr man auch verstehen kann, wenn damit auf das Verhalten des Dementen reagiert wird. Der Kranke wird nur selbst aggressiver und die Hölle, die man sich gegenseitig dadurch bereitet, wird um so heisser. Dem sollte gegengesteuert werden. Wie geht es besser?

Was Sie als Angehörige erleben werden

Die Bereiche, in denen Sie Ihren Umgang mit dem Dementen überprüfen können und verbessern sollten, sind die Kommunikation und die Art und Weise, wie Sie mit Defiziten in all den Alltagssituationen und Lebensumständen umgehen, die Ihnen in wachsendem Umfang begegnen werden. Der Kranke kann mit ganz alltäglichen Dingen nicht mehr umgehen, beginnt Fehler zu machen, die folgenreiche Schäden verursachen können. Er vernachlässigt sein Umfeld und auch sich selbst, in einem Masse, das schliesslich zu einer Belastung für alle und gefährlich für ihn selbst wird. Das betrifft die tägliche Hygiene, das Anziehen und Auskleiden, das Essen und den Gebrauch von ganz gewöhnlichen Dingen wie etwa einer Gabel, deren Zweck nicht mehr erkannt wird. Potenziell gefährliche Dinge wie Elektrogeräte oder scharfe Gerätschaften wie Messer oder Schere werden nicht mehr als solche erkannt und ganz wie bei kleinen Kindern zu einer ernsthaften Gefahrenquelle mit Risiko einer Verletzung, sodass man sie vor dem Kranken verstecken muss. Demenz beginnt sich auch körperlich mit Beschwerden bemerkbar zu machen, wie Inkontinenz. Die Gebrauchsgegenstände werden den Lebensbedingungen angepasst, etwa im Essgeschirr und Besteck. Kleidung kann so verändert werden, dass der Demente sie noch selbst öffnen und schliessen kann. Grössere Knöpfe und Klettverschluss statt Zipper können da schon einen Unterschied machen.

Umgangsformen unter Alzheimer Bedingungen

Sie stellen sich auf die eingeengte Wahrnehmung durch den Kranken ein, indem Sie in kurzen Sätzen und klar prononciert sprechen, aber immer dabei höflich bleiben. Sie möchten nicht das Gefühl vermitteln, dass Sie den Kranken verurteilen oder geringschätzen, was sich in vielen Details einer unkontrollierten Kommunikation verraten kann, auch wenn es nur einer momentanen Stimmung geschieht, die man gleich wieder bereut. Da die Krankheit schon Barrieren zwischen dem Kranken und Ihnen aufbaut, steuern Sie gegen, indem Sie für Nähe und Vertrautheit sorgen. Blickkontakt, Freundlichkeit und auch Körperkontakt helfen dabei. Schwieriger wird es, wenn der Kranke auf eine Welt, die er nicht mehr versteht, mit Verärgerung und Wut reagiert. Selbst sich hilflos fühlen kann in Aggression umgemünzt werden. Sie dürfen das nie persönlich nehmen, der Kranke meint die gesamte Situation und will Sie nicht beleidigen. Um zu vermeiden, dass der Demente überfordert wird, strukturieren Sie seinen Alltag um, sodass Orientierung geboten wird und keine Überforderung aufkommt. Rituale und vertraute Routine helfen dabei, auch wenn sie sinnlos erscheinen.

Ein mit Alzheimer strukturierter Alltag der Betreuung

Dazu gehört auch, dass man den Kranken nicht ausschimpft, wenn er wieder und wieder denselben Fehler macht oder das ihm gerade Gesagte gleich wieder vergessen hat. Er wird es nicht verstehen. Stellen Sie nur Fragen, die eine Antwort wie "ja" oder "nein" nötig machen. Die Versuchung ist gross, den Dementen auf Fehler hinzuweisen, zu belehren und zu korrigieren, aber das trägt nicht zum Wohlfühlen bei und nützt mangels Einsicht auch nichts. Darum ist es zu vermeiden. Sie versuchen, sich über Empathie in die veränderte Welt des Kranken einzufinden, um ständige Irritationen und Konflikte zu verhindern. Sie lernen auszuklammern, was immer der Person Stress verursacht. Wenn das Zeitgefühl durcheinander gerät, versuchen Sie mit der Schaffung eines klaren, wiederkehrenden Tagesablaufs gegenzusteuern. Bei allem, was der Kranke noch selbst erledigen kann, sollte man es belassen und es unterstützen. Sie springen dann ein, wenn er es erkennbar nicht mehr schafft. Nur die echten Gefahrenquellen gehören kompromisslos weggeräumt. Die Aufmerksamkeitsspanne ist womöglich ziemlich kurz, weshalb Sie in den Abläufen, wie beim Waschen, immer nur kleine Schritte vorgeben.


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