Emotionen helfen uns erinnern

Wenn Sie sich etwas merken wollen, müssen Sie die Information mit etwas Bedeutsamem verknüpfen. Lesen Sie hier, wie das konkret geht.
Emotionen helfen uns erinnern
Emotionen helfen uns erinnern (Bild Ray S. on Unsplash)

In der letzten Kolumne ging es um die guten Seiten des Vergessen, die es nicht zu vergessen gilt. Sich auf den positiven Sinn von etwas Mühsamem zu besinnen kann tröstlich und versöhnend wirken. Doch im Alltag steht nicht die gewinnbringende und notwendige, sondern die mühsame und ungewollte Seite der Vergesslichkeit im Vordergrund. Gut, wenn wir da ein paar Tricks auf Lager haben, um die radikalen Filter- und Vergessensprozesse gezielt zu überlisten.

Damit wir stärker mitbestimmen können, welche Informationen langfristig erinnert werden, sollten wir uns in erster Linie um deren Bedeutsamkeit und um deren Verknüpfungen kümmern.

Bedeutsam wird ein Inhalt, wenn er Emotionen aktiviert. Tatsächlich nehmen Emotionen eine Schlüsselfunktion für alle Merk- und Lernprozesse ein. Der Grund dafür ist, dass das Gefühlszentrum unseres Gehirns, das sogenannte limbische System, alles bewertet, was durch uns und mit uns geschieht. Unbewusst stellen wir uns die Frage: Was spricht dafür, dass sich Hinhören, Merken, Üben, etc. lohnen?

Wenn Emotionen involviert sind, signalisieren wir dem Gehirn, dass die gelernten Informationen persönlich relevant sind und darum besser langfristig gespeichert werden sollten.

Wichtig ist zu wissen, dass die persönliche Bedeutsamkeit einer Information umso wichtiger wird, je älter wir werden. Junge Gehirne sind relativ offen für alles neue Wissen, während ältere Gehirne kritisch den Sinn einer Aufgabe eruieren und sehr selektiv speichern.

Wenn wir uns also etwas schnell und nachhaltig merken möchten, sollten der zu behaltende Inhalt eine positive emotionale Stimmung erzeugen. Dies können wir tun, indem wir Dingen, die wir uns merken möchten, einen direkten Sinn geben. Z.B. indem wir Italienisch lernen, wenn wir eine Reise ins Tessin planen, oder indem wir uns den Weg zu einem Termin einprägen, anstatt einen Plan oder ein Navigationssystem einzuschalten.

Wir können uns den Nutzen von neuem Wissen und den Vorteil, der dadurch für uns entsteht, bewusst vor Augen führen und uns daran freuen. Schon nur damit erhöhen wir die Erfolgschance unserer Behaltensleistung um ein Vielfaches.

Eine zweite sehr effektive Strategie, um Erinnerungen im Alltag dauerhafter zu machen, ist das Herstellen von Verknüpfungen. Die Verknüpfungen fügen der zu behaltenden Informationen Sinneseindrücke hinzu, wie z.B. Bilder, Geschichten und Geräusche, und involvieren somit mehr verschieden Hirnbereiche. Je höher die Anzahl der Verknüpfungen, desto besser ist die Merkfähigkeit.

Zum Beispiel kann ich mir meine To-Do-Liste (Post, Urs anrufen, Glas entsorgen) als lustige Geschichte vorstellen (auf der Post treffe ich Urs, der eine Flasche als Hut trägt) und dazu die passenden Bewegungen ausführen.

Gemeinsam haben diese zwei wirksamen Strategien Bedeutsamkeit und Verknüpfung, dass damit der Lernprozess zu einem Erlebnis wird. Denn unser Gehirn will etwas erleben, um es nachhaltig speichern zu können.

Wenn Sie sich das nächste Mal etwas unbedingt merken möchten, dann versuchen Sie, die emotionale Bedeutsamkeit zu erhöhen und vielfältige Verknüpfungen zu schaffen. Mit solchen Strategien können Sie gezielt gegen die Vergesslichkeit vorgehen, vergessen Sie das nicht.

Barbara Studer ist Neuropsychologin und Dozentin. Sie leitet Synapso, die Fachstelle für Lernen und Gedächtnis der Universität Bern, welche regelmässig Workshops und Vorträge anbietet. Vor Kurzem hat sie die Plattform www.hirncoach.ch initiiert, welche älteren Personen kostenlos Anregungen für die tägliche Hirnfitness liefert. Via Homepage registrierten Personen werden alle zwei Wochen Übungen und Impulse zugeschickt.


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