In der Hoffnung liegt die Kraft des Lebens

Hoffnung ist der Motor des Lebens. Hoffnung gibt uns Kraft und bringt uns in Bewegung. Tatsächlich ist sie auch im Gehirn messbar.
Jedes morgendliche Aufstehen beginnt mit einer Hoffnung
Jedes morgendliche Aufstehen beginnt mit einer Hoffnung (Bild Marc Olivier on Unsplash)

Es ist Weihnachtszeit, das ist unübersehbar. Geschmückte Tannen verschönern die Gegend, Beleuchtungen zieren die Strassen, und in jedem Geschäft ertönt Weihnachtsmusik aus den Boxen. Weihnachten, das Fest der Hoffnung.

Wie erleben Sie die Weihnachtszeit in diesem Jahr? Spüren Sie in dieser turbulenten besonderen Zeit eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, eine Hoffnung?

Hoffnung ist sozusagen der Motor des Lebens. Jedes morgendliche Aufstehen beginnt mit einer Hoffnung: Hoffentlich bleibe ich gesund, hoffentlich habe ich heute weniger Schmerzen, hoffentlich ist heute gutes Wetter, hoffentlich kann ich meine Nachbarin treffen, hoffentlich finde ich ein schönes Geschenk, hoffentlich bekomme ich eine Enkeltochter, etc. Hoffnung gibt uns Kraft und bringt uns in Bewegung.

Tatsächlich ist Hoffnung auch im Gehirn messbar – und hat starke Auswirkungen darauf, wie Menschen mit verschiedensten Situationen umgehen können.

Wenn wir eine positive Erwartungs­haltung haben, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, wird dies u.a. durch die Aktivierung des Belohnungssystems und der Ausschüttung des Hormons Dopamin begleitet.

Dieser Prozess wiederum motiviert uns, das heisst ‘bringt uns in Bewegung’, bestimmte Tätigkeiten und Handlungen auszuführen und unsere Ziele zu verfolgen. Gleichzeitig werden Ängste und Sorgen reduziert.

Zudem kann unser Hippocampus über gespeicherte Erinnerungen verschiedene Zukunftsszenarien simulieren, die uns zu neuen Ideen und Zielen verhelfen und Hoffnung bewirken. 

Gerade in Krisenzeiten oder bei einer Krankheit oder schlimmen Diagnose ist das Thema Hoffnung zentral. So zeigen Studien erstaunliche Unterschiede im Verlauf einer Schicksalsgeschichte in Abhängigkeit davon, wie zuversichtlich Personen damit umgehen.

Zuversicht und Hoffnung wirken wie eine unsichtbare Medizin, deren Effekte messbar sind. Ein Beispiel? In einer beeindruckenden Studie aus dem Jahr 2017 wurden mit der Hälfte von 124 herzkranken PatientInnen in Therapiesitzungen Pläne geschmiedet, die sie nach der Herzoperation realisieren möchten.

Mit der anderen Hälfte der PatientInnen wurde keine solche Intervention durchgeführt. Tatsächlich zeigte sich 6 Monate nach der Operation, dass es den PatientInnen mit Zukunftsplänen nachweislich besser ging als den PatientInnen, welche keine solcher konkreten Pläne formuliert hatten.

Messbare Unterschiede zeigten sich bei der Menge von Entzündungsmarkern und Stresshormonen im Blut, sowie beim Grad der Beeinträchtigungen im Familienleben und bei der Arbeit. "Wenn man so will, haben wir da die Kraft der Hoffnung gemessen», schlussfolgerte der Studienleiter Prof. Winfried Rief.

Eine zuversichtliche Haltung stärkt unser vegetatives Nervensystem und verändert unser Handeln, indem wir aktiver leben und damit auch wieder unsere Gesundheit stärken.

Heisst dies, dass wir nur noch hoffnungsvolle und positive Gedanken haben und immer optimistisch sein sollten? Lieber nicht! Grenzenloser Optimismus ist alles andere als gesund - auch dazu gibt es inzwischen zahlreiche Forschungsarbeiten.

Sie bestätigen, dass Hoffnung nicht mit Optimismus gleichzusetzen ist. Die stellte auch der berühmte tschechische Menschenrechtler Václav Havel klar: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht."

Es ist daher sehr hilfreich, bei der Bewältigung von Krisenzeiten oder Krankheiten auch negative Gedanken zuzulassen. Die Herausforderung besteht darin, dass wir die Situation akzeptieren, Schwierigkeiten standhalten, nach vorne schauen und damit neue Hoffnung ermöglichen.

Somit wünsche ich Ihnen den Mut, die Realität zu bejahen, ohne sich von ihr überwältigen zu lassen. Auf diese Weise stärken Sie Ihre Körperresistenz und Gehirngesundheit.

Und ich wünsche Ihnen, dass die Liebes- und Hoffnungsbotschaft von Weihnachten auch mitten in Ihrem Leben ankommt. Oder in den Worten von Heinrich Bedford-Strohm an der letztjährigen Weihnachtsfeier in der Justizvollzugsanstalt Neuburg: „Traut euch, zu hoffen, grenzenlos zu hoffen! Denn Gott ist Mensch geworden. Der Heiland der Welt ist geboren.»

Dr. Barbara Studer ist Neuropsychologin, Dozentin und Leiterin von Synapso, der Fachstelle für Lernen und Gedächtnis der Universität Bern. Sie ist Initiantin der Plattform www.hirncoach.ch, welche älteren Personen kostenlos Anregungen für die tägliche Hirnfitness liefert.

 


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