Ayurveda - was kann es, wem tut es gut?

Wenn es um Naturheilkunde und Wellness geht, kommt die Rede ziemlich bald auf Ayurveda. Das aus Indien kommende System wird auch hierzulande populär. 
Ayurveda - was kann es, wem tut es gut?
Für wen eignet sich Ayurveda? (Bild iStock)

Was genau verbirgt sich hinter der Bezeichnung Ayurveda?

Der Name kommt aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt "Wissen vom Leben". Es handelt sich um eine traditionelle indische Heilkunst, die auch heute noch auf dem Subkontinent und den angrenzenden Ländern wissenschaftlich gelehrt und von der Bevölkerung akzeptiert und praktiziert wird. Die Wurzeln der Heilmethode reichen bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Ab etwa 500 v. Chr. entwickelte sich aus den Ansätzen allmählich die bis heute existierende Heilkunst. Auch aus späterer Zeit sind ayurvedische Texte überliefert. Im Gegensatz zu westlichen Heilmethoden verfolgt die ayurvedische Lehre einen ganzheitlichen Ansatz. Sie bietet keine speziellen Therapien für einzelne Erkrankungen an, sondern betrachtet den Körper als Ganzes. Sie heilt Krankheiten, indem sie sich auf verschiedene Aspekte konzentriert, die für die Erhaltung der Gesundheit und die Bekämpfung der Krankheit notwendig sind. 

Worum geht es in der ayurvedischen Lehre?  

Nach Europa, den USA und den anderen Ländern gelangte die alternative Heilmethode durch Touristen, die mit ihr in Indien, Nepal oder Sri Lanka in Berührung kamen. In ihrer Heimat wird das Heilsystem hoch geschätzt und als "Mutter aller Heilkünste" bezeichnet.  Im Westen gilt sie jedoch als Naturheilkunde, deren Methoden mit denen der klassischen Medizin zum Teil nicht vereinbar sind. Hierzulande wird die Heilkunst meistens zu Wellness-Zwecken eingesetzt. Die Lehre sagt aus, dass die Gesundheit und Wohlbefinden des Körpers durch die Mischung der 3 Energieformen (Doshas):

  • Vata (Wind, Luft und Äther): Bewegungsprinzip
  • Pitta (Feuer & Wasser): Stoffwechselprinzip
  • Kapha (Erde & Wasser): Strukturprinzip 

bestimmt wird. In der indischen Lehre spielen auch die 5 Naturelemente Wasser, Feuer, Erde, Luft und Raum eine Rolle. Bei den meisten Menschen herrschen ein oder zwei Doshas vor. Es gibt aber auch Personen, bei denen alle drei Doshas ungefähr gleichstark vertreten sind. Eine Krankheit tritt immer dann auf, wenn das komplexe System der Doshas und Naturkräfte ins Ungleichgewicht kommt. 
Vata wird zum Beispiel für ziehende Schmerzen, Arthrose und Verstopfung verantwortlich gemacht. 
Pitta verursacht Hautbeschwerden und Kapha Übelkeit, Schwellungen und Tumore. 

Welche Erkrankungen werden mit Ayurveda behandelt und wie sieht die Behandlung aus?

Die ganzheitliche Therapie erweist sich bei einer Vielzahl von Krankheiten als hilfreich. Dazu gehören zum Beispiel psychische Probleme wie Schlafstörungen, Nervosität, Depressionen, Angstzustände oder Burnout. Auch bei chronischen Schmerzen des Bewegungsapparats, Entzündungen wie Rheuma, Allergien und Autoimmunerkrankungen helfen die Methoden gut. Zur Behandlung geeignet sind auch hartnäckige oder wiederkehrende Hauterkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, Parkinson und Asthma. 

Die ayurvedische Lehre kombiniert das Vorbeugen von Krankheiten mit einer Therapie bei akuten Beschwerden. Ein wesentlicher Bestandteil der Vorbeugung ist die ayurvedische Ernährungslehre. Viele Grundsätze daraus gelten auch als Prinzipien einer gesunden Ernährung auf wissenschaftlicher Grundlage. Dazu gehört zum Beispiel:

  • frische, saisonale Zutaten zum Kochen verwenden 
  • schwere, sehr saure oder unreife Speisen meiden
  • nur bei Hunger essen, sich aber nicht völlig satt essen 
  • weder zu schnell noch zu langsam essen 

Die Behandlung von Erkrankungen erfolgt durch Reinigungstherapien (Einläufe, Abführmittel, medizinisches Erbrechen), Massagen und Kräutertherapien. 

Für wen eignet sich die Methode und wo liegen ihre Grenzen?

Die indische Heilmethode eignet sich gut für Patienten mit leichten und/oder chronischen Beschwerden oder Menschen mit geschwächter oder empfindlicher Konstitution, darunter ältere Menschen, Allergiker oder Schwangere. Die therapeutischen Massnahmen sind sanft und zielen darauf ab, das verloren gegangene Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Patienten profitieren dabei davon, dass ayurvedische Therapien kaum Nebenwirkungen haben und im Allgemeinen gut verträglich sind. Sie können auch über längere Zeit eingesetzt werden und sind ebenfalls für gesunde Menschen geeignet, die daran interessiert sind, ihren guten Gesundheitszustand zu erhalten. 

Ihre Grenzen finden ayurvedische Behandlungsmethoden bei akuten Erkrankungen, Unfällen und Notfällen. Niemand würde einen Schlaganfall, Verbrennungen oder eine schwere Infektionskrankheit mit ayurvedischen Methoden behandeln. Dafür sind die Mittel der klassischen Medizin besser geeignet. 

Hilft Ayurveda oder nicht?

Die medizinische Wissenschaft lehnt die ayurvedischen Lehren nicht komplett ab. Sie enthalten Aussagen, die für eine gesunde Lebensweise wichtig sind. Auch wer an chronischen Erkrankungen oder Allergien leidet, findet mit ayurvedischen Behandlungsmethoden oft Linderung. Bevor Sie sich für eine Therapie entscheiden, sollten Sie sich aber erst gründlich über das Angebot informieren. Beachten Sie auch, dass eine ayurvedische Behandlung keinen Ersatz für eine medizinische Therapie darstellt.


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